Reinhard Adams ist wiedergewählt
Baugewerks-Innung des Kreises Ahrweiler: Corona, Krieg, Preise und Flut erschweren die Arbeit
Bei der Baugewerks-Innung des Kreises Ahrweiler stand die Neuwahl des Vorstandes an. Das Ergebnis: Alter und neuer Obermeister ist Reinhard Adams. Auch sein Stellvertreter Jürgen Schneider und Lehrlingswart Stefan Hahn wurden in ihren Ämtern bestätigt. Neu hinzugekommen sind Maurermeister Guido Nett aus Herschbroich und Zimmermeister Christian Stein aus Niederzissen. Als Kassenprüfer fungieren weiterhin Achim Holbach aus Adenau und Dominik Schaefer aus Reifferscheid.
Zur Jahreshauptversammlung inklusive Wahl traf sich das Innungsteam im Hotel „Zum Stern“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Einfach haben es die Innungsmitglieder momentan sicher nicht. Mit Flutfolgen, Personalmangel wegen Corona, Lieferengpässen und Preissteigerungen stehen einige Herausforderungen ins Haus.
Dies spiegelte auch der Bericht des Obermeisters. Besonders belastend ist dabei aus Sicht von Reinhard Adams: „Immer weniger Kunden aus dem Ahrtal haben Verständnis, wenn sich ihr Bauvorhaben verzögert“. Auch, wenn es sich dabei nicht um existenzsichernde Projekte handele.
Aus den Reihen der Innung wurde „nur“ ein Betrieb von der Ahr geflutet. Hier konnten Spenden von Kreishandwerkerschaft und Innungen ein wenig helfen. Nichtsdestoweniger hat natürlich jedes Bauunternehmen tagtäglich mit den Folgen der Katastrophe zu tun. „Nach der Flut haben wir die Menschen besucht, Schäden festgestellt und das sukzessiv abgearbeitet so gut wir konnten“, schildert Reinhard Adams. Als erstes galt: Nasse Wände raus. Und davon gab es mehr als genug. Adams selbst hat einen weiteren Transporter dazugekauft und einen eigenen Trupp für die Flutschäden gebildet. Jetzt geht es um den Wiederaufbau – und die Ungeduld der Menschen nimmt zu. Sie wollen verständlicherweise wieder in die eigenen vier Wände, manch weniger wichtiges Projekt verzögert sich. Der Ärger darüber landet beim Bauunternehmer.
Dessen Tag wiederum hat auch nicht mehr als 24 Stunden. Aber es gibt noch weitere Stolpersteine. „Ein großes Problem ist für uns der Mangel an Personal“, schildert der Obermeister. Wegen Corona sei permanent ein hoher Krankenstand zu verzeichnen. Und, die Preise steigen. „Die Gründe hierfür sind vielfältig“, ist Adams überzeugt. „Lieferengpässe wegen der Pandemie, der Ukrainekrieg und die Gier der Menschen: Bei hoher Nachfrage und wenig Angebot versuchen einige wenige sich kräftig zu bereichern.“
Dies bereite Schwierigkeiten in puncto Preiskalkulation. Adams rät, viele Kundengespräche zu führen, um die Situation zu erklären. „Abgesehen von Materialpreiserhöhungen haben sich alleine die Spritkosten für die Betriebe verdoppelt.“
Ein Experte des Bauverbandes sorgte hier für mehr Durchblick. Der Justiziar Dr. Marc Diekmann vom Verband Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz hielt im Rahmen der Jahreshauptversammlung einen Fachvortrag rund um die Themen Umgang mit Preissteigerungen und Preisgleitklausel bei öffentlichen Auftraggebern.
Eine positive Tendenz zeichne sich bei der Ausbildungssituation ab. Immer mehr Interessenten mit höherer Schulbildung melden sich bei den Unternehmen, auch Studienabbrecher. „Es warten spannende Aufgaben auf die jungen Leute, die Verdienstmöglichkeiten sind gut“, erläutert Reinhard Adams. Im Moment baut zum Beispiel sein eigenes Team ein mehrgeschossiges Studentenwohnheim in Bonn.
Rund um die Finanzen berichtete Helmut Weiler, Hauptgeschäftsführer der KHS Ahrweiler. Einstimmig wurde die Jahresrechnung 2021 angenommen, Vorstand und Geschäftsführung entlastet. Der Hauptgeschäftsführer freut sich über die Wiederwahl des bewährten Obermeisters.
Warum ist Adams die Innungsarbeit wichtig? „Das mache ich aus Überzeugung“, lautet die Antwort. „Wir gehören zum Mittelstand und der ist die wirtschaftliche Stütze des Landes, da müssen wir gegenüber der Politik stark auftreten können.“ Spreche ein einzelner Mensch vor, habe das wenig Wirkung. Spreche die Bauwirtschaft, sei dies eine andere Nummer, ist Adams überzeugt. Das Netzwerken sei wichtig, man lerne Handwerker auch anderer Gewerke kennen, könne sich gegenseitig unterstützen. Es gebe seitens der KHS und des Landesverbandes juristische Hilfe sowie Tipps und Tricks zur Bewältigung der immer nervenaufreibenderen Bürokratie. Nun wollen die Baugewerke positiv nach vorne schauen – sie werden dringend gebraucht, Aufträge gibt es genug. |